Schulnoten für Klaviere - ein Beispiel zur Intonation

Auf mich wartete ein Klavier der Marke Toyo, damit sich die Klavierspieler wieder mit guter Stimmung aufladen können. Toyo ist ein Klavierproduzent aus der japanischen Hochburg des Klavierbaus Hamamatsu. Das Piano war wohl ein paar Jahre nicht gestimmt worden, was möglicherweise auch daran lag, da der letzte Stimmer dem Klavier die Schulnote 4- gegeben hat, wie mir die Klavierbesitzerin verraten hat. Diese schlechte Bewertung lies mich lächeln und ich antwortete, dass ich dem Klavier eine Note 2+ geben würde. Die Besitzerin war etwas verwirrt und fragte: Wie kommt es zu solch unterschiedlichen Bewertungen? Diese berechtigte Frage beantwortete ich damit, dass es hier um Vorurteile ging, die einen selbst zum Opfer machen, wenn man sie nicht durchschaut. So haben die deutsche Presse sowie die Klavierhändler vor Ort jahrzehntelang versucht, die Leistungen der japanischen Klavierbauer schlecht zu reden. Hat diese Strategie der Öffentlichkeitsarbeit dem deutschen Klavierbau geholfen? Nein, in keinster Weise. Zugegebenermaßen haben alle Klavierhersteller außerhalb Chinas mit den immer dynamischer werdenden Veränderungen unserer Welt zu kämpfen. Doch wir reden und schreiben uns den sich seit Jahren klar abzeichnende Rückgang gerne schön. Das kann man in einem Interview (Link zum Interview wurde vom SWR2 gelöscht) des Präsidenten des Bundes Deutscher Klavierbauer, Herrn Ulrich Sauter, hören, der selbst eine Pianofortemanufaktur führt. Tatsache ist, dass Yamaha mit über 6 Millionen Pianos Weltmarktführer im akustischen Klavierbau ist. Selbst Kawai hat mit einer Stückzahl von über 2 Millionen akustischen Pianos weit mehr produziert, als jeder deutsche Klavierproduzent. Diese nackten Zahlen beschönigen wir uns seit Jahren insofern, als wir verkünden, dass

  • die Japaner zwar in der Massenproduktion führend seien, aber dadurch eben Klaviere ohne Seele herstellen würden. Wir dagegen bauen handgefertigte Pianos, die somit automatisch Seele haben;
  • die Japaner Plastikklaviere bauen würden, nur weil sie in der Klaviermechanik z.B. die Stoßzunge aus Kunststoff herstellen. Dieser Trend zur Verwendung von Materialien, die von Klimaschwankungen unabhängig sind, hat inzwischen mit den so genannten Carbon-Mechaniken breite Anerkennung gefunden;
  • die Japaner ja nur uns kopieren würden - was sich aktuell ins Gegenteil verkehrt hat, wenn z.B. Bechstein erst 2012 und somit fast 20 Jahre nach Yamaha bereit war, ein eigenes Silent Piano mit dem Bechstein Vario zu entwickeln;
  • man dem Pianisten lediglich einen Yamaha-Flügel geboten hätte, während man im Rahmen von Konzertberichten die Instrumente der einstmaligen Premiummarke mit deutschen Wurzeln Steinway mit übertriebenen Metaphern regelrecht verklärt;
  • ...

Da ich selbst jedoch den Vorteil hatte, 10 Jahre lang in einem Klavierlager den Klavierservice in einem schier unglaublichen Umfang trainieren zu können, das in dieser Zeit das Hauptlager von Yamaha für Klaviere in Europa war, lernte ich die Pianos aus Japan gründlich kennen. Ganz ohne Vorurteil weiß ich aufgrund von Erfahrung um deren Mängel und wie man diese direkt an die Klavierstimmung anschließend beheben kann. Somit habe ich mir selbst die erreichbare Note 2+ für das Klavier der Marke Toyo ausgestellt, um mich nachfolgend konzentriert um das Erreichen dieses Ziels zu bemühen. Sie können anhand der folgenden Hörbeispiele die Fortschritte selbst vergleichen:

  • Zuerst hören Sie ein verstimmtes Klavier mit der Note 4-
  • Im zweiten Hörbeispiel hören Sie das gestimmte Klavier mit der Note 3 − und zwar um 10 Hertz höher gestimmt − sowie schließlich
  • im letzten Hörbeispiel das gestimmte und intonierte Instrument mit der Note 2+
Bewertungen und Vorurteile Wertsteigerung Stimmung Mehrwert Klang

Ein weiteres gelungenes Hörbeispiel und somit einen Vergleich zwischen dem neuen, so genannten brillanten und dem ursprünglichen romantischen Klang finden Sie auf meiner Homepage www.wohltemperierte-klaviere.de.

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